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Die zunehmende Globalisierung führt dazu, dass der weltweite Import und Export rasch zunimmt. Importieren oder exportieren Sie für Ihren Onlineshop auch Waren ins oder aus dem Ausland? Dann sollten Sie sich mit den internationalen Handelsbedingungen (International Commercial Terms), auch Incoterms genannt, auseinandersetzen, die im Detail die Kostenverteilung, Pflichtenverteilung sowie den Gefahrenübergang der jeweiligen Vertragspartner (Käufer und Verkäufer) regeln. Zwar können Sie als Vertragspartner alle vertragsrelevanten Bedingungen frei aushandeln, wenn Sie mit einem ausländischen Händler oder Kunden einen Vertrag über den Import oder Export von Waren abschließen. Aber nicht selten kommt es in solchen Situationen vor, dass Sie nach Vertragsabschluss mit unterschiedlichen Auslegungen von gleichlautenden Formeln sowie nationalen Handelsbräuchen konfrontiert werden.

Die Lösung: Incoterms

Doch was genau sind Incoterms und welche Funktion haben sie? Welche Incoterms gibt es und welche sind gültig? Da es viele verschiedene Arten von Incoterms gibt, die sich alle nur geringfügig voneinander unterscheiden lassen und außerdem erst kürzlich mit der Fassung vom 01. Januar 2020 geändert wurden, listen wir die Incoterms 2020 für Sie in diesem Artikel auf. Um es Ihnen besonders einfach zu machen, haben wir einen Spickzettel für Sie erstellt, den Sie auch für später speichern können. Lesen Sie im Folgenden mehr!

Was sind Incoterms?

Incoterms (International Commercial Terms, zu Deutsch: Internationale Handelsklauseln) sind erstmals im Jahre 1936 von der ICC (International Chamber of Commerce, zu Deutsch: Internationale Handelskammer) entwickelte, vordefinierte und international gültige Regeln, die sich Händler bei Vertragsabschlüssen im internationalen Warenhandel auf freiwilliger Basis zurate ziehen können. Sie dienen zur Lösung des Problems internationalen Handels, bei dem die Vertragsparteien aus verschiedenen Herkunftsländern Verkehrsabkommen unterschiedlich auslegen können.

Im wörtlichen Sinne handelt es sich bei den Incoterms um standardisierte internationale Lieferklauseln, die als Vertrag zwischen Verkäufer und Käufer dienen. Sie umfassen alle Aufgaben, Risiken und Kosten, die mit dem weltweiten Warenverkehr verbunden sind und gelten als die wichtigsten Handelsbedingungen.

Warum werden Incoterms verwendet?

Incoterms werden verwendet, damit sich Käufer und Verkäufer über die wichtigsten vertragsrelevanten Bedingungen und Pflichten (wie z.B. Ausfuhr, Durchfuhr, Einfuhr, Transportverträge, Versandversicherungen, Bestimmung des Lieferorts und Gefahrenübergangs, Informationspflichten etc.) einheitlich abstimmen können. Incoterms bieten unter anderem auch die Antwort auf folgende Fragen:

  • Welcher Vertragspartner ist verantwortlich für die Versandkosten?
  • Welcher Vertragspartner ist verantwortlich für die Versicherungskosten?
  • Welcher Vertragspartner ist verantwortlich für die Importkosten?
  • Welcher Vertragspartner ist verantwortlich für die Zollabfertigung?
  • Welcher Vertragspartner kümmert sich um den Transport und bis wohin?
  • Welcher Vertragspartner haftet bis wann und wohin?

Die Incoterms wurden erstmals 1936 beschlossen und seither siebenmal geändert und aktualisiert. Alle 10 Jahre werden die Incoterms erneuert und an neue Gegebenheiten angepasst. Die aktuellsten Klauseln sind derzeit die Incoterms 2020, die zum 1. Januar 2020 ihre Gültigkeit erhalten haben. Deshalb ist es wichtig, sich die neuesten Aktualisierungen genauer anzusehen.

Incoterms richtig verwenden

Mit Incoterms legen Sie Vereinbarungen verbindlich fest. Sobald Sie Produkte außerhalb der EU versenden, sollten Sie die Incoterms auf Ihre Handelsrechnung setzen.

Darüber hinaus ist es wichtig, sie in Ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu erwähnen. Sie müssen Ihre Kunden darüber informieren, wer beispielsweise für die Zollkosten verantwortlich ist. Sie entscheiden als Verkäufer, welche Incoterms Sie verwenden.

Bedenken Sie dabei allerdings, dass nicht jeder Versanddienstleister und jedes Transportunternehmen auch alle Incoterms unterstützt. Klären Sie das jeweils mit dem Paketdienst ab, mit dem Sie international versenden wollen.

Welche Incoterms gibt es? 11 Klauseln - Sendcloud Österreich

Welche Funktionen haben Incoterms?

Die Funktionen von Incoterms lassen sich in Hauptfunktionen und Nebenfunktionen unterteilen, die unterschiedliche Aspekte berücksichtigen. Kurz gefasst haben Incoterms eine klar definierte Funktion: Sie spielen eine wichtige Rolle im internationalen Warenverkehr. Die verschiedenen Funktionen listen wir für Sie im Folgenden auf.

Hauptfunktionen von Incoterms

  • Kostenverteilung: Welcher Vertragspartner trägt welche Kosten?
  • Pflichtenverteilung: Welcher Vertragspartner übernimmt welche Verpflichtungen auf welcher Wegstrecke?
  • Gefahrenübergang: Welcher Vertragspartner deckt zu welchem Zeitpunkt welches Risiko ab?

Nebenfunktionen von Incoterms

  • Warendokumente: Welcher Vertragspartner beschafft die erforderlichen Warendokumente?
  • Zoll: Welcher Vertragspartner kümmert sich um die Zollabfertigung?
  • Transportdokumente: Welcher Vertragspartner beschafft welche Transportdokumente?
  • VersandversicherungWelcher Vertragspartner versichert die Ware für welche Teilprozesse?
  • Informationen: Welcher Vertragspartner informiert den anderen zu welchem Zeitpunkt und worüber?
  • Warenprüfung: Welcher Vertragspartner führt die Warenprüfung durch?
  • Verpackung: Welcher Vertragspartner bestimmt die Art und Weise der Verpackung?

Welche Incoterms gibt es?

In der aktuellsten Fassung der Incoterms 2020 gibt es 11 Klauseln, die als 8. Revision zum 1. Januar 2020 implementiert wurden. Der wohl entscheidendste Unterschied zwischen den verschiedenen Incoterms ist die Klärung der Frage, wann das Risiko vom Verkäufer auf den Käufer übergeht. Die Verantwortung kann in folgende Punkte übertragen werden:

  • Transportkosten
  • Versandrisiko
  • Versicherung

11 Klauseln der Incoterms 2020 in der kompletten Übersicht

1) EXW – Ex Works (Ab Werk): Der Verkäufer muss dem Käufer Zugang zu Waren an einem vereinbarten Ort gewähren. Von diesem Zeitpunkt an trägt der Käufer fast alle Kosten und Risiken während des gesamten Versandprozesses.

2) FCA – Free Carrier (Frei Frachtführer): Der Verkäufer muss die Ware auf eigene Gefahr hin und auf eigene Kosten auf seinem Grund oder an einem vereinbarten Ort zur Verfügung stellen. In beiden Fällen ist der Verkäufer für die Freigabe der Ware für den Export verantwortlich. Es kann auch vereinbart werden, dass der Käufer den Frachtführer anweisen muss, dem Verkäufer eine “Bill of Lading (BL)” mit Vermerk an Bord auszuhändigen.

3) CPT – Carriage Paid To (Frachtfrei): Der Verkäufer hat die gleichen Verpflichtungen wie bei FCA, trägt in diesem Fall aber zusätzlich die Versandkosten.

4) CIP – Carriage and Insurance Paid to (Frachtfrei Versichert): Die gleichen Verpflichtungen des Verkäufers wie bei CPT, nur in diesem Fall ist der Verkäufer dazu verpflichtet, die Versicherung mit hoher Deckung zu bezahlen. Die Beteiligten können jedoch auch eine begrenzte Deckung vereinbaren.

5) DAP – Delivered At Place (Geliefert Benannter Ort): Der Verkäufer trägt die Kosten und Risiken des Transports der Ware an eine vereinbarte Adresse. Sobald die Ware dort angekommen und zur Entladung freigegeben ist, übertragen sich mögliche Risiken auf den Käufer.

6) DPU – Delivered at Place Unloaded (Geliefert an Ort der Entladung): Der Verkäufer trägt die Kosten und Risiken für die Lieferung der Ware an einen vereinbarten Bestimmungsort, an dem die Ware für den Weitertransport entladen werden kann. Der Verkäufer veranlasst die Verzollung und entlädt die Ware am vereinbarten Ort. Der Käufer sorgt für die Zollabfertigung und alle damit verbundenen Rechte.

7) DDP – Delivered Duty Paid (Geliefert verzollt): Der Verkäufer trägt die Kosten und die Risiken des Transports, trägt die Verantwortung für Import und Export und begleicht anfallende Einfuhrzölle. Sobald die Ware an vereinbarter Adresse angekommen und zur Entladung freigegeben ist, übertragen sich mögliche Risiken auf den Käufer.

8) FAS – Free Alongside Ship (Frei Längsseite Schiff): Der Verkäufer trägt alle Kosten und Risiken, bis die Ware in der Nähe des Schiffs angeliefert wird. Von da an geht das Risiko an den Käufer über, der auch die Verzollung für die Aus- und Einfuhr übernimmt.

9) FOB – Free On Board (Frei an Bord): Der Verkäufer trägt alle Kosten und Risiken, bis sich die Ware an Bord des Schiffes befindet und verantwortet auch die Ausfuhrgenehmigung. Sobald sich die Ware an Bord des Schiffes befindet, geht die Verantwortung für den Versand an den Käufer über.

10) CFR – Cost and Freight (Kosten und Fracht): Es gelten für Verkäufer und Käufer die gleichen Bedingungen wie bei FOB. Allerdings muss in diesem Fall der Verkäufer den Transport der Ware zum Hafen bezahlen.

11) CIF – Cost, Insurance and Freight (Kosten, Versicherung und Fracht): Der Verkäufer hat die die gleichen Verpflichtungen wie bei CFR, trägt aber auch die (minimalen) Versicherungskosten. Eine darüber hinausreichende Versicherung muss vom Käufer selbst getragen werden.

Welche Incoterms sind gültig? Sendcloud Österreich

Einteilung der Incoterms nach der Transportart

  • Klauseln für jede Transportart: EXW, FCA, CPT, CIP, DAP, DPU, DDP
  • Klauseln für den See- und Binnenschiffstransport: FAS, FOB, CFR, CIF

Einteilung der Incoterms nach Art der Abwicklung

  • Klauseln der Gruppe E: EXW ist die einzige Abholklausel, bei der die Kosten und Risiken nach der Abholung der Ware an einem vereinbarten Ort an den Käufer übergehen.
  • Klauseln der Gruppe F: FCA, FAS und FOB sind drei Absendeklauseln, bei denen der Verkäufer die Kosten und die Gefahr für den Haupttransport nicht übernimmt. Mit Übergabe der Ware an den Frachtführer gehen die Kosten und die Gefahr des Haupttransportes auf den Käufer über.
  • Klauseln der Gruppe C: CPT, CIP, CFR und CIF sind vier Absendeklauseln, bei denen der Verkäufer alle Kosten des Haupttransportes tragen muss. Mit Übergabe der Ware an den Frachtführer geht lediglich die Gefahr des Haupttransportes auf den Käufer über.
  • Klausen der Gruppe D: DAP, DPU und DDP sind drei Ankunfsklauseln, bei denen der Verkäufer alle Kosten und Gefahren bis zur Ankunft der Ware an einem vereinbarten Bestimmungsort trägt.

Pflichten des Käufers und Verkäufers nach den Incoterms 2020

Um Ihnen die Arbeit zu erleichtern, haben wir für Sie die jeweiligen Pflichten des Käufers und Verkäufers nach den Incoterms 2010 zusammengefasst. In der unteren Übersicht sehen Sie auf einen Blick, welche der beiden Parteien welche Verantwortung und Verpflichtung, beispielsweise beim Verladen von Waren oder der Bezahlung von Steuern, trägt. Für eine noch detaillierte Beschreibung der einzelnen Pflichten können Sie sich an das österreichische Nationalkomitee ICC Austria der Internationalen Handelskammer wenden.

ICC Austria: Pflichen des Käufers und Verkäufers nach Incoterms 2020

Welche Incoterms sind gültig?

Zum heutigen Stand (Februar 2020) sind die 11 Klauseln der Incoterms 2020 gültig, die als 8. Revision zum 1. Januar 2020 implementiert wurden. Trotz einiger Anpassungen entsprechen die Incoterms 2020 In Ihrem Aufbau weitestgehend den Incoterms 2010.

Incoterms: 2020 vs. 2010: Änderungen im Überblick

Die Incoterms werden alle 10 Jahre aktualisiert, um mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten. Zwar bleiben die Incoterms von 2010 in Kraft, allerdings werden immer mehr Unternehmen die neuesten Incoterms anwenden, sodass Sie unbedingt auf die Incoterms 2020 umsteigen sollten. Auf diese Weise vermeiden Sie Verwirrungen.

Was hat sich an den neuen Incoterms 2020 verändert?

  • DAT wurde zu DPU abgeändert: Delivered At Terminal (zu Deutsch: Geliefert Terminal) entspricht nun Delivered at Place Unloaded (zu Deutsch: Geliefert und entladen am benannten Ort). Der Grund: Die Ware kann nicht nur an ein Terminal oder Dock geliefert werden, sondern auch an jeden anderen Ort, an dem Ware verladen werden kann, wie z.B. einer Fabrik oder Lager.
  • FCA wurde um die Option des On-board Bill of Lading (BL) erweitert: Der Kaufvertrag kann vorsehen, dass eine Bill of Lading ausgestellt werden muss. Die Bill of Lading zeigt an, dass Waren an Bord verladen wurden. Der Käufer bittet den Versanddienstleister, diese “Onboard Notiz” an den Verkäufer zu übermitteln.
  • CIF und CIP haben nun unterschiedliche Deckungsgrade: Im Falle des CIP (Carriage, Insurance Paid To, zu Deutsch: Frachtfrei Versichert) ist der Verkäufer dazu verpflichtet, eine umfassende Transportversicherung abzuschließen. Für CIF (Cost, Insurance and Freight, zu Deutsch: Kosten, Versicherung und Fracht) hingegen besteht die Verpflichtung zu einer Versicherung mit Mindestdeckung.
  • FCA, DAP, DPU und DDP mit eigenen Transportmitteln des Verkäufers oder Käufers: Für diese Incoterms ist es nun möglich, den Transport von Waren mit eigenen Transportmitteln zu organisieren.

Wir erinnern uns zurück: Änderungen der Incoterms 2010 vs. 2000 im Überblick

  • 11 statt 13 Klauseln
  • Wegfall der Klauseln DAF, DES, DEQ und DDU
  • Hinzukommen der Klauseln DAP und DAT
  • Gelten auch national
  • Neudefinierung des Gefahrenübergangs der Klauseln FOB, CFR und CIF
  • Gleichstellung der elektronischen Kommunikation und der Kommunikation in Papierform

Welche Incoterms werden am meisten im E-Commerce genutzt?

Der meistgenutzte Incoterm im E-Commerce ist DAP (Delivered At Place, zu Deutsch: Geliefert Benannter Ort). In dem Fall tragen Sie als Verkäufer die Kosten und die Risiken bis zur Ankunft der Ware an einem vereinbarten Bestimmungsort. Etwaige Import- sowie Zollkosten werden dabei vom Käufer übernommen. Beachten Sie unbedingt, dass Sie ausschließlich die in Ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen Ihres Onlineshops aufgeführten Incoterms verwenden. Außerdem ist es wichtig, dass der Paketdienst, mit dem Sie Ihre Pakete verschicken, diese Incoterms auch unterstützt.

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Mandy Theel

Als Content Strategist bei Sendcloud fokussiert sich Mandy auf das Content Marketing für den DACH-Raum. Mandy hilft dabei 23.000+ Onlineshops, ihren Versandprozess auf das nächste Level zu heben.

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